Die Tarifautonomie hat sich in Deutschland über die Jahrzehnte bewährt. Mit circa 78.000 geltenden Tarifverträgen haben die Tarifpartner ein gegliedertes System von Arbeitsverhältnissen gegründet, welches die unternehmerische Wirksamkeit mit der sozialen Teilhabe der Erwerbstätigen in Einklang bringt. Die Arbeitsbestimmungen von mehr als dreiviertel aller Arbeitsverhältnisse sind direkt oder indirekt durch tarifvertragliche Vorschriften geregelt.
In den zurückliegenden Jahren haben angemessene Tarifabschlüsse zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands und zu einer Erweiterung an Erwerbstätigkeit hierzulande bedeutend beigesteuert. Die Tarifpartner sind am besten in der Lage, die jeweilige wirtschaftliche Lage in ihren Branchen sowie Unternehmen zu bewerten und geeignete Vorschriften auszuhandeln.
Durch Tarifverträge lässt sich eine angebrachte Mitwirkung der Erwerbstätigen am wirtschaftlichen Erfolg sicherstellen, ohne die Unternehmen durch ungeeignete Arbeitsbedingungen zu belasten und dadurch Arbeitsplätze zu gefährden.
Über konventionelle Tarifmaterien wie z.B. Vergütung und Arbeitszeit hinaus werden die Tarifpartner immer wieder vor neue Problematiken gestellt. Dabei haben sie ständig bewiesen, dass sie auch auf bedeutende gesellschaftspolitische Umgestaltungen Antworten geben können. So wurden in den vergangenen Jahren in unzähligen Branchen Modelle zum Umgang mit der demographischen Veränderung hervorgebracht.
Jede Form staatlicher Lohnfestlegung greift in die Tarifautonomie ein und stellt den Beweggrund in Frage, sich freiwillig in Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden zu organisieren, um eigenständig Mindestarbeitsbedingungen in Tarifverträgen festzulegen. Staatliche Einwirkungen in die Lohnfindung in Form gesetzlicher Mindestlöhne, ob branchenbezogen, regional, bundesweit oder gewerkschaftsseitig teils politisch diskutiert auf politischer Ebene, sorgen für eine dauerhafte Schwächung der Tarifautonomie und des Tarifvertragssystems. Staatlich festgelegte Lohnuntergrenzen beinhalten zudem das Risiko, dass sie in konjunkturell schlechten Zeiten vor allem zu Lasten der Schwächsten am Arbeitsmarkt gehen.